Münchner Merkur
26. September 2005

Kinder vom Fernseher vor die Großleinwand locken

Bürgerkino Planegg nimmt neuen Anlauf

Planegg - Im ungleichen Kampf zwischen Multiplex-Lichttempeln und alteingesessenen Ein-Saal-Kinos springen drei Planegger für den Erhalt des filmischen Gemeinschaftserlebnisses in die Bresche. Dieter Urban, Thomas Roy und Daniel Schmidt-Loebe haben Filmlizenzen erworben, die Werbetrommel gerührt und geben kommenden Freitag, 30. September, den Startschuss für den ultimativen Filmge-nuss im Bürgerkino.

In liebevoller Detailarbeit funktioniert das Bürgerkino-Team damit zum vierten Mal seit 2002 den Saal der Musikschule Planegg-Krailling im Alten Rathaus an der Pasinger Straße zur Lichtspielhalle um. Mit ihrem dreitägigen Angebot zu Billig-Preisen nehmen die Organisatoren eine Sonderstellung gegenüber der "Konkurrenz" ein, darunter das Gräfelfinger Filmeck, das als "Programmkino" mit Niveau schon zahlreiche Auszeichnungen einfuhr.

Kino als Kulturnische

"Ich sehe das als Kulturnische", erklärt Dieter Urban. Kinder und Erwachsene kämen in den Genuss, qualitativ hochwertige Filme auf Großleinwand zu sehen, die bereits nicht mehr im Kino liefen. So etwa die Schwarze Komödie "Muxmäuschenstill". "Sehr beeindruckend", schwärmt der Kino-Fan über diesen Film. "Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll."

Auch wenn die Finanzen ein kritisches Thema seien, bei dem ein "heimlicher Förderer" eine Rolle spiele, so steht für Urban ein ehrenwertes Motiv im Vorder- grund. "Kino ist eine Kunstform und kein Film-Fast-food", sagt er. Und das wolle er fördern. Damit sich jeder diese Kunstform leisten könne, will er "die soziale Komponente beibehalten". Das heißt: Kinder bis zwölf Jahre sind für einen Euro dabei, Erwachsene für zwei Euro.

Damit das "Gemeinschaftserlebnis Kino" nicht ausstirbt, setzt Urban auf den Nachwuchs. "Ich will die Kinder vom Fernseher weglocken." Sogar zahlreiche Mütter stünden hinter seinem Projekt und hätten ihn schon oft um Filmvorführungen gebeten. "Aber ich habe keinen Beamer", bedauert Urban. Stünde mehr Geld zur Verfügung, könne man sich mit einem eigenen Beamer die teure Technikmiete von 3500 bis 4000 Euro sparen - und das Bürgerkino sich finanziell selbst tragen.

Corinna Erhard