Süddeutsche Zeitung
27./28. März 2004

Besser als Fernsehen

Planegger Bürgerkino kommt auf Touren

Planegg - 550 Würmtaler haben seit Juli vorigen Jahres das Bürgerkino Planegg besucht - eine ganz erkleckliche Zahl, wenn man bedenkt, dass es seither im Rahmen der Probephase dieser kommunalen Einrichtung "nur" 19 Vorstellungen gegeben hat. Dennoch - die Zahl reicht nicht aus, um die Unkosten zu decken, erklärte jetzt Hannelore Rath, die die Organisation des Bürgerkinos übernommen hat. Deshalb will man Sponsoren suchen und mit deren Hilfe den Projektor, die Lautsprecheranlage und den DVD-Player kaufen, um die Mietkosten von 80 Euro pro Vorstellung zu sparen.

Es war eine Idee von Dieter Urban und Gemeinderat Thomas Roy, ein Kino in Planegg einzurichten, das attraktive Filme für wenig Geld zeigt. Die Gemeinde stimmte erst mal zu, die Probephase läuft noch. Die Filme werden im Saal der Musikschule, dem früheren Sitzungssaal, gezeigt und zwar auf einer vier mal drei Meter großen Leinwand. Die Räumlichkeit stellt die Gemeinde gratis zur Verfügung, die Leinwand kommt ebenso kostenfrei vom Feodor-Ly-nen-Gymnasium und auch um Anzeigen kümmert sich die Gemeinde. "Kommerzielle Werbung zu machen ist uns verboten", sagt Rath und überhaupt muss das Bürgerkino alles vermeiden, um nicht zur offiziellen Konkurrenz etablierter Kinos zu werden.

Doch davon wäre man ohnehin weit entfernt. Um eine Kostendeckung zu erreichen - ein Filmwochenende kostet die Veranstalter rund 150 Euro - müssten 150 bis 200 Besucher pro Wochenende kommen, eine Zahl, die bisher nicht erreicht wurde, wie Bürgermeister Dieter Friedmann bedauernd feststellte. Vor allem die Erwachsenen lassen sich offenbar nicht so leicht vom Fernsehschirm oder von der Großleinwand in nahen Münchner Kinos wegbringen - und das trotz des attraktiven Angebots des Bürgerkinos. So konnten die Planegger in den letzten Monaten Filme sehen wie "Jenseits von Afrika", "Harry Potter", "Goodbye Lenin" oder "Herr der Ringe". Am Besten ging "Jenseits von Afrika": Da kamen an einem Wochenende im Oktober fast 200 Besucher. Sie zahlten einen bescheidenen Beitrag Eintritt: Zwei Euro für Erwachsene, einen für Kinder. Höher will man auch gar nicht gehen, sagt Thomas Roy, denn das würde der Idee des Bürgerkinos entgegenstehen. Roy, ein alter Kinofan, lobt den "hervorragenden Kinogenuss" im alten Rathaussaal und sagt: "Es ist nicht wie Fernsehen." Dieter Urban, zuständig für das Programm, verweist auf Einschränkungen: "Natürlich dürfen wir nicht die neuesten Streifen spielen." Man sei auf ein Qualitätsprogramm bedacht, nehme aber auch Anregungen an (unter www.buergerkino.de). Der Eintrittspreis sei "eher symbolischer Natur".

Möglicherweise wird das Bürgerkino demnächst mit Schwerpunktthemen arbeiten. Das letzte Wochenende vor der Sommerpause ist schon eines: Da geht es um Karl Valentin. Gezeigt werden am Samstag, 3. April, um 19.30 Uhr Ton-Kurzfilme, am Sonntag, 11 Uhr, Stummfilme: Da kommt der Ton dann von einem leibhaftigen Pianisten. Für Kinder wird am Samstag um 17.30 Uhr "Momo" gezeigt. - Besonders freut sich Hannelore Rath, dass es gelungen ist, eine Art Sponsoring zu den Valentin-Filmen zu bekommen. Dieter Maier, ein Valentin-Fan aus Marquartstein, stellt Valentin-Shirts her, die normalerweise 25 Euro kosten. Dem Bürgerkino verkauft er sie für die Hälfte. Der Erlös aus dem Verkauf, sagt Rath, kommt alleine dem Kino zugute.

Rainer Rutz